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Dass ihr Experiment solch eine Aufmerksamkeit erregen würde, hätten sich die Schüler der Stratoflight-AG der Alexander-von-Humboldt-Schule Aßlar mit ihren Lehrerinnen Christin Middelberg, Alexa Weis und Anne Slota wohl nicht träumen lassen, als sie am Schuljahresanfang mit der Konstruktion einer Sonde mit Messinstrumenten und Kameras begonnen hatten, die bis in die Stratosphäre aufsteigen sollte.

„Die Idee zu dem Projekt kam von Gymnasialzweigleiterin Brigitte Boeder. Ich fand sie sofort spannend und habe einige interessierte Schüler gefunden. Die Jugendlichen haben sehr selbständig gearbeitet und sich auch darum gekümmert, Kontakt zu den Medien aufzunehmen und einen Bus zu organisieren“, so Physiklehrerin Christin Middelberg.

Am Tag des Ballonstarts, der vom Schulhof aus erfolgte, herrschten ideale Bedingungen: wolkenloser Himmel und wenig Wind. „Wäre heute ein stürmischer Tag, hätte die Gefahr bestanden, dass der Ballon bis an die tschechische Grenze fliegt. Heute rechnen wir damit, dass er nach zwei bis drei Stunden in ca. 30 Kilometer Entfernung platzt“, erläutert Anne Slota. Janin Schneider erklärt, welche Daten das Experiment liefern soll und wie sie erhoben werden. „Wir haben an der Box, in der sich u.a. zwei Kameras befinden, verschiedene Röhrchen angebracht. In einem ist eine Lösung zum Nachweis von Ozon, außerdem gibt es Frostschutzmittel, Wasser und hochprozentigen Alkohol, die wir bezüglich ihres Gefrierpunktes miteinander vergleichen werden. Eine Kamera ist ständig auf das Experiment ausgerichtet, die andere filmt u.a. die Stratosphäre. Wir wollen auch Informationen über die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit sammeln“, so die physikbegeisterte Zehntklässlerin. „In der Stratosphäre herrschen Temperaturen von minus 60 Grad. In ca. 35 000 Metern Höhe wird der Ballon dann platzen“, ergänzt ein AG-Teilnehmer.

Nachdem Robin Würz den Ballon mit Helium gefüllt hatte, die Instrumente in der Styroporbox fixiert und Fallschirm, Ballon und Box miteinander verbunden waren, konnte der Start erfolgen. Dabei schauten den Schülern Reporter des Hessischen Rundfunks und der Wetzlarer neuen Zeitung über die Schulter, fotografierten, filmten und stellten jede Menge Fragen. Auch der Schulhof hatte sich mit Schülern, Lehrern und einigen Schaulustigen gefüllt.

Janin Schneider zählte mit den Schülern den Countdown herunter – dann stieg der Ballon mit großer Geschwindigkeit in den blauen Himmel, wobei er von einer Drohne verfolgt wurde, die die ersten Meter filmisch dokumentierte. „Wir sind froh, dass alles soweit geklappt hat, auch wenn wir beim Start aus Nervosität die Leinen etwas zu früh losgelassen haben, so dass ein Ruck entstanden ist, bei dem sich möglicherweise in der Box etwas gelöst hat“, erklärte Siebtklässlerin Silja Heinert. Umso größer war die Spannung, als die AG-Teilnehmer in den Bus stiegen, um dem GPS-Signal zu folgen und die Sonde aufzuspüren.

Zunächst ging es zum Flughafen Siegerland, der als mögliches Ziel berechnet worden war. Da aus großer Höhe keine Signale gesendet werden können, hieß es nun abwarten, bis sich der GPS-Tracker wieder orten ließ. Mit zunehmender Funkstille wuchs die Enttäuschung, doch dann zeigte die App ein Signal an, das auf Bechlingen als Ort der Landung verwies. Auf dem Weg dorthin lieferte der zweite GPS-Tracker neue Daten, so dass der Bus, nach wie vor mit den Reporten des HR im Schlepptau, wendete und zu einem Militärübungsgelände in der Nähe des Flugplatzes fuhr. Zur großen Freude von Schülern und Lehrern wurden Fallschirm und Sonde direkt am Zaun des Militärgeländes in einem Baum gesichtet, von wo sich alles problemlos bergen ließ. Noch größer war der Jubel, als klar war, dass tolle Bilder entstanden waren und eine große Datenmenge erhoben werden konnte, die es nun in den nächsten AG-Stunden auszuwerten gilt.